Bestie Mensch in der Kritik
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Groß, größer, ganz großartig.
Das ist ein ganz besonderer Theaterabend.
Ein Stück faustisch-allegorischen Welttheaters.
Die Geschichte von Liebe, Eifersucht und Mord erzählt Kautz mit zahlreichen inszenatorischen Kniffen, die er teils sogar mit einer gehörigen Portion Humor würzt. Das atmosphärische, ständig im Wandel befindliche Bühnenbild und die expressiven Figuren von Melanie Kuhl tun ihr Übriges und lassen eine so vielseitige wie andersartige Welt entstehen, in die man sich gerne hinein begibt.
Hier werden die Zuschauer in einen poetischen Unruhetraum verwickelt. Starke Bilder an einem Abend voller surrealer Brennkraft.
75 Minuten lang konzentriert dramaturgische Intensität in höchster Potenzierung.
Die Opulenz und Expressivität dieser Produktion demonstrierte eindrucksvoll, was mit den Mitteln des Figurentheaters möglich ist.
Szenen von hoher Dramatik und beklemmender Aussagekraft.
Das Stück entfaltet Sogwirkung, leistet auf unterhaltsame Weise Überzeugungsarbeit für das Figurentheater.
Eine Lehrstunde in Präzision und Timing: Tempoverzögerungen oder Beschleunigung von Sprache, Gestik und Mimik sind unaufdringlich, überraschend, exakt, präzise und wirkungsvoll.
Kautz geht mit den Puppen fast liebevoll um, kriecht mit ihnen auf dem Boden, lässt sie hoch über seinem Kopf über den Zuschauerraum blicken, hält sie zärtlich auf dem Arm wie eine Mutter ihr Kind.
Ein Teil der bewegenden Inszenierung ist das Cello von John. Er begleitet und lenkt mit seinem eindringlichen Spiel die Handlung, ja, er ist Teil der Handlung. Genial!
John türmt seine Bühnenmusiken mithilfe einer Loopstation zu orchestralen Gebilden mit minimalistisch-meditativen Zügen auf.
Rasend schnell wechselt Kautz die Stimmlage, nimmt gestisch die passende Pose ein und verleiht seinen Puppen einen unverwechselbaren Ausdruck.
Packendes Bühnenerlebnis.
Die Figuren, die Melanie Kuhl gefertigt hat, sind von aufregender Schönheit.
Genialer Theater-Kunstgriff. Dass Kautz und John sich keine seichten Stoffe aussuchen, versteht sich, sofern man sie einmal auf der Bühne erleben durfte, fast von selbst. Die beiden hochkarätigen und sich aufs Feinste ergänzenden Künstler suchen die tiefe Auseinandersetzung.
Expressives und poetisches Figurentheater und bildhaft-berührende Livemusik, verbunden zu einem atmosphärisch dichten Schauspiel. Eine fast surreal anmutende Welt, in die das Publikum wie in einen Fiebertraum hineingezogen wurde.
In keiner Weise niedlich oder gemütlich. Wobei das natürlich zum Stoff passt.
Der Mix aus unglaublich wandlungsfähiger Stimme, ausdrucksstarken Figuren und eindringlicher Begleitmusik ließ das Publikum vor Spannung kaum atmen.
Ich verfalle dem Bühnenzauber. Bin hypnotisiert von der Musik und dem starken Text. Wuchtige Schwere, Eisen und Leidenschaft.
Der Bühnenzauber wirkt und entführt das Publikum in eine Welt, in der man staunen darf wie Kinder bei Kasperle.
Die Aktualität des Stücks, das Interesse heutiger Menschen an dem klassischen Stoff, kam auch zum Ausdruck durch den – angesichts der hohen Hürden (2G-Plus) – überraschend guten Besuch. Volles Haus nach Coronabedingungen.
Die Besucher, die Kautz nach der Aufführung am Bühnenrand persönlich mit seinen Puppen und seinem Arbeitsstil in Kontakt brachte, bedankten sich innig für ein ungewöhnliches Kulturerlebnis.
Die Zuschauer applaudierten kräftig und gingen mit dem Gefühl nach Hause, eine außerordentliche Aufführung gesehen zu haben.
Feinsinnig auf den Punkt. Köstlicher Mix aus hochklassigem Puppentheater, Musik und Schauspiel.
Nach Ende des Stücks rasen nun auch wir wieder „mit mathematischer Genauigkeit der Zukunft entgegen“. Ob dabei die Hand eines Puppenspielers in unserem Hinterkopf steckt, sollte jeder für sich erfragen.