Aufzeichnungen aus dem Kellerloch in der Kritik
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Ungeheuer facettenreiches und faszinierendes Figurentheater. Mit einer eigenwilligen und zauberhaften Mischung aus Figurentheater, Schauspiel und Musik beantwortet Bühne Cipolla die großen Fragen des Lebens. Dazu sorgt Gero John mit seinem virtuosen und atmosphärischen Cello für einen musikalisch tiefgründigen Rahmen. Das begeisterte Publikum bedankte sich mit ganz viel Applaus.
Ungemein einfallsreich wird der Dostojewski-Text, der zugleich eine ebenso messerscharfe wie erbarmungslose Studie der menschlichen Seele ist, auf der Bühne umgesetzt. Das ist genial gemacht.
Allein der Live-Sound ist schon die Hälfte des Eintritts wert. Sehr atmosphärisch.
Ein Gesamtkunstwerk, das durch seine Kühnheit und künstlerische vielgestaltige Freiheit besticht.
Die Kritik des Protagonisten an der Gesellschaft, die er in ihrer homogenen Masse als dumm, rücksichtslos bezeichnet. Gleichzeitig ist er selbst asozial. Das ist ihm zwar bewusst, doch die Schuld sucht er nur selten bei sich. Die gezeichnete Welt ist düster, doch es beschleicht einen das Gefühl, dass er der Schöpfer seines eigenen Schicksals ist.
Bühne Cipolla gelingt es, der deprimierenden Erzählung immer wieder Humor abzugewinnen, ohne den Text zu verraten. Maßgeblich für den Reiz des Abends ist, dass es nicht bei einer einzigen Figurenvariante des Ich-Erzählers bleibt. Der ausdrucksstarke Kopf des Grantlers wechselt ständig die Körper. Mal schlabbert er in Zwergenformat mit Stummelbeinchen über die Bühne, wenn er sich bei der Begegnung mit der Außenwelt klein und unwesentlich fühlt, dann – in der Erzählung von seinem vergangenen Büroalltag – steckt Kautz in einem aufblasbaren Ballonanzug mit Maske, manchmal werden die Beine des Spielers zu denen der Figur und dann bekommt er plötzlich einen felllosen Rattenkörper verpasst, an dem herumoperiert wird.
Der Beamte hält uns einen Spiegel vor. Unter all den bitteren Weisheiten, die er verkündet, mag eine zumindest nicht zutreffen: "Der Mensch ist dumm.“ Gegenbeispiele finden sich zuhauf – etwa unter denen, die es vermögen, solch unkonventionelle Kunst auf die Bühne bringen.
Für die packende atmosphärische Dichte der Aufführung sorgen nicht nur das schauspielerische Können und die Bühnenpräsenz des frappierend wandlungsfähigen Sebastian Kautz, sondern auch die suggestive Musik von Gero John, die dieser selbst komponiert und arrangiert hat. Das Publikum folgte fasziniert der packenden Aufführung, die die Spannung von der ersten bis zur letzten Sekunde halten konnte.
Eigenwillige, facettenreiche Mischung aus Figurentheater, Schauspiel und Livemusik. Das starke Spiel und die Bühnenpräsenz des wandlungsfähigen Kautz werden getragen von Johns suggestiver Musik. Langanhaltender Beifall.
Man kennt Bühne Cipolla in Hamburg – das ungewöhnliche Ensemble spielt immer wieder an der Elbe. Und doch kann man von solch eigenwillig-abgründigen Figurentheater-Zugriffen auf literarische Stoffe nie genug bekommen.
Bühne Cipolla entstaubt mit ihrer facettenreichen, faszinierenden und zauberhaften Mischung aus Figurentheater, Schauspiel und Livemusik einen Klassiker.