Picknick am Valentinstag in der Kritik
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Bühne Cipolla präsentiert stimmungsvolle und inhaltlich pointierte Literatur-Theater-Kunst mit dezenter Live-Musik und überzeugt durch ein hinreißendes und intensives Bühnenspiel mit gewohnt starken Figuren und einer Geschichte mit Tiefgang. Wieder einmal gelingt es, aus einer komplexen literarischen Vorlage ein griffiges Kammerspiel zu machen. Zu den sphärischen Keyboard- und Celloklängen von Gero John präsentiert sich Sebastian Kautz als großartiger Schauspieler, der als Solist mit Sinn für Komik und schräge Typen in verschiedenen Rollen überzeugend zu spielen weiß. Ob als Leiterin der Schule, als durchgeknallte Französisch-Lehrerin, als Mediziner oder als Vertreter der Presse mit herrlicher Mimik, Sebastian Kautz gehört die Bühne und ihm gehört der jeweilige Jargon, die der Vollblutschauspieler als Meister der Sprache inmitten der fantasievollen Kostümgestaltung Melanie Kuhls beherrscht.
Sebastian Kautz findet eine klare Farbsprache. Die Geräusche und die live eingespielte Musik des mit einigen Cameoeinbindungen bedachten Gero John schaffen eine teils sphärische, teils treibende Atmosphäre.
Die rätselhafte Handlung wird in erster Linie als sexuelle Befreiung gedeutet, angedeutet in den (homo)sexuellen Anziehungen zwischen den Figuren. Es geht aber auch allgemeiner um das Rätsel des Menschseins, das von jeder Generation wieder neu angegangen werden muss, ohne jemals vollständig gelöst werden zu können. Wir wollen aber nicht alle Effekte und Pointen verraten, sondern empfehlen den Besuch.