Der Untergang des Hauses Usher in der Kritik
Wenn Sie auf den Zeitungsnamen klicken, können Sie die vollständige Kritik lesen!
Die Einfachheit von Bühnenbild und Material rückt die Ganzkörperpuppen, Handpuppen und fratzenhaften Masken von Melanie Kuhl in den Vordergrund, die Kautz mit Stimme und Körpereinsatz zum Leben erweckt. Mit den Puppen durchwandert er die verwinkelten Abgründe der menschlichen Seele, zeigt sprachgewaltig, wie sich der Horror nicht nur im Hause Usher, sondern auch in der Psyche der Figuren entwickelt. Johns düstere Klanglandschaften halten sich derweil dezent und stimmig im Hintergrund. Erst zum Ende hin treten sie bedrohlich hervor, werden eindringlicher, wenn Roderick beginnt, seine Gestalt zu verlieren.
Kautz und John haben wiederholt begeistert. So auch dieses Mal. Immer geht es um Texte, die vielschichtig in die Tiefe gehen. John, der nicht nur Cello, Wavedrum und Keyboards spielte, sondern die Musik auch komponierte, Melanie Kuhl, die die spektakulär schönen Puppen und Masken baute und natürlich Kautz, unnachahmlich in Sprache und intensivem Spiel: Alle haben zusammen ein brillantes Stück geschaffen.
Kautz gelingt es großartig, steigernde Mystik aufzubauen. Fantastisch wird er unterstützt durch John, der die zunehmende Grauenhaftigkeit im Hause Usher gekonnt vertont. Großer Applaus belohnte Musik und beeindruckende Puppenführung im ausverkauften Theater.
Grandioses Solo für Sebastian Kautz, begleitet vom maskierten Gero John. Der verstärkt mit seinem Sound die morbid-düstere Atmosphäre, die auch Bühnenbild, Puppen und Masken von Melanie Kuhl ausdrücken. Das Zusammenspiel dieser drei Elemente macht den Reiz dieser Produktion aus, die von 500 Besuchern im Theater mit langanhaltendem Applaus gewürdigt wird.
Hier stimmt einfach alles.
In den Mittelpunkt rückt die Lebensangst des alten Usher, der sich nicht mehr aus dem Schloss traut. Da trägt Kautz seine Puppe durch die Zuschauerreihen und lässt Usher ganz vorsichtig mit einem Finger die Hand einer Zuschauerin berühren. Man möchte vor Rührung mit der Puppe weinen.
Ein Theaterprojekt, das seinesgleichen sucht.
Atemloses Staunen über ein synästhetisches Theatererlebnis von enormer Intensität, deren Spannung sich in stürmischem Applaus und lauten „Bravo“-Rufen für zwei grandiose Künstler enthusiastisch entlud. Einhelliges Fazit: Mit ihrer Poe-Adaption markierte die „Bühne Cipolla“ den Höhepunkt.
Wie John auf der Bühne agiert, was er an traumwandlerischen, oft minimalistisch wiederholten musikalischen Impressionen unter anderem mit Cello und Keyboard als Soundtrack der Handlung mitgibt, ist ein unverzichtbarer Aktivposten aller Inszenierungen der Bühne Cipolla – und war nie besser als hier.
Grusel gepaart mit Komik und schwarzem Humor ist einfach unschlagbar.
Das Figurentheater zeigte Poes Geschichte in enger Geschlossenheit, ohne Pause, mit innerer Dramatik und hervorragender Einbeziehung der Atmosphäre, wie sie eine romantische Arabeske erfordert.
Wenn Usher an vergangene Zeiten des Glanzes und der Pracht zurückdenkt, verliert die Gegenwart in einem Lied kurz ihren Schrecken. Auch fürs Publikum gibt es zwischendurch klug gesetzte kleine Erholungspausen. Dann löst sich die Anspannung der Zuschauer in einem befreienden Gelächter. Das man besonders genießt, weil man ja weiß, dass es einem schon im nächsten Moment im Halse stecken bleiben könnte. Bis am Ende der Tat- und Spielort von vermummten Gestalten desinfiziert wird. Und der anhaltende, begeisterte Applaus die letzten Schrecken verscheucht.
Ein literarischer Leckerbissen, faszinierend umgesetzt.
Das Stück fesselte und beeindruckte ein stark und mit höchster Anerkennung applaudierendes Publikum. Bühne Cipolla gelingt tief anrührendes Theater über einen, der weiß, er muss „verlieren im Kampf mit dem grässlichen Phantom Furcht“.
Unterm Strich: eine mutige, fantastische Inszenierung, die sich selbst nicht zu ernst nimmt.
Wenn Theatermacher es schaffen, das Publikum von der ersten Sekunde an in eine andere Welt mitzunehmen, und wenn gebannt verfolgt wird, was auf der Bühne alles geschieht, spricht das für hohe Qualität ihres Könnens. Wenn dann noch Zuschauende ungläubig ihre Augen reiben, als die beiden Künstler - ganz ohne große Entourage - am Ende des Stückes zum Vorschein kommen, kann durchaus gesagt werden: Hut ab vor dieser Leistung.
Theater mit emotionalem Touch. Eine Aufführung der besonderen Art.
Das Bühnenbild, die Figuren, die Musik und die darstellerische Spielfreude wachsen zu einer exzellenten Einheit zusammen. Von Anfang bis zum Ende baut sich ein Spannungsbogen auf, dem sich niemand entziehen kann.
Wie Kautz, der den Figuren in den verschiedensten Situationen variantenreich seine Stimme gibt und sie ja auch noch zum Leben erweckt, dies macht, ist einfach grandios.
Schaurig-schöner Abend. Viel Applaus.
Mitreißend ist das facettenreiche Spiel von Kautz, der souverän zwischen seiner Rolle und der seiner jeweiligen Puppe wechselt und dabei die Fiktion immer wieder bricht und doch nie verlässt. Viele unausgesprochene Emotionen kommen in den aufwühlenden Cellomelodien von John zum Ausdruck, die Musik sagt das Unsagbare in dieser magisch-unwirklichen Welt.
Poes Spuk-Kurzgeschichte passt zur Bühne Cipolla wie angegossen. Die Interpretation gelingt. Die Faszination zum Düsteren ist da. Verstörend und faszinierend zugleich.
Kautz und John sind spezialisiert auf die Umsetzung literarischer Stoffe.
So intensiv das szenische Spiel, die Livemusik und die beklemmende Bildersprache auch anmuteten - der Abend gefiel den Zuschauern, die sehr herzlich klatschten.
Das funktioniert. Das beeindruckt. Mit Sicherheit haben etliche Zuschauer später zu Hause in ihren Bücherregalen nach einer passenden Poe-Ausgabe oder Schauerliteratur-Sammlung gefahndet. Seitens unseres Kulturkreises war es auf jeden Fall eine mutige Entscheidung, auch einmal etwas Neues auszuprobieren und einem Figurentheater einen Platz im Spielplan zu überlassen.
Warum sollte man sich so ein Stück antun? Weil sich der Mensch gerne gruselt? Es gibt noch mehr gute Gründe. Erstens: Das Haus Usher kann als Parabel auf die Ängste um das Haus Europa gelesen werden. Letzteres scheint noch relativ gut in der Welt zu stehen, aber ist das Fundament nicht schon wacklig und verrottet? Fressen nicht schon die Gräuel des Kolonialismus, der Ausbeutung, der hemmungslosen Gier und der Geschlechterhierarchie an den stabil erscheinenden Pfeilern?Zweitens: Wenn jeder Mensch männliche und weibliche Anteile in sich trägt, wie ausbeuterisch gehen wir mit uns selbst um, wie inzestuös und gewalttätig? Wächst nicht aus diesem Dilemma die Angst, das Leben nicht leben zu können? Poe bringt in klarster Sprachschönheit außerdem mit den Fragen nach der Beseeltheit der Dinge ganz aktuell auch unser Verhältnis zur Natur auf den Tisch.Drittens: Lehrt nicht jede wirklich gute Geschichte, dass die Menschen letzten Endes nur in solidarischer Zusammenarbeit vorankommen? In freundschaftlichem Miteinander? Im Streben nach Wissen und Wahrheit? So auch hier auf der Bühne: Aus Tod und Verfall wachsen Erkenntnis, Zärtlichkeit, Schönheit und die Kraft der Freundschaft.
Viel Applaus für Bühne Cipolla, zu Recht, denn es ist ihr gelungen, Poes Schauergeschichte zu dramatisieren - heitere Momente nicht ausgeschlossen.